Freitag, 1. August 2008

Trekking - Anapurna Round

Tag 1 (Mo, 13.09.)

Busfahrt zum Startpunkt BESISHAHAR ("tiefe Stadt"). Liegt auch
nur auf 800m... Jedenfalls haben wir endlich einen Bus mit Hupe!! Also damt
meine ich: eine Hupe, die ihrem Namen gerecht wird. Mir ist auf der Fahrt
ungefaehr 42mal das Tromelfell geplatzt ;-) Einmieten in der ersten
Lodge, Abendessen (dabei riesige Vorfreude auf ein zuenftiges
Weisswurschtfruehstueck...) und gut Nacht!

Tag 2 (Di, 14.09.)

5.45 Uhr: Rendez-Vous im Schafsack!! Mit einer Kakerlake... Los gehts!
Nach einer Viertel Stunde erstmals akrobatische Aktion bei
Flussueberquerung; konnte Wasserkontakt nicht gaenzlich vermeiden...aber
kein Problem, war eh scheiss-heiss an dem Tag! Ankunft in NGADI, 940m,
Wanderzeit 5h (alles incl. Pausen...); war fuer den ersten Tag ganz ok,
jetzt noch waschen, duschen, Rucksack naehen, etc.; abends: Dal Bhat
gegessen nach Nepali-Style (also mit den Fingern der rechten Hand)
war echt gemuetlich! Jetzt noch ausruhen fuer den naechsten Tag, da laut
Reisefuehrer ziemlich anstrengend....

Tag 3 (Mi, 15.09.)

Erster richtiger Regenschirm-Einsatz; die Laune ist gut: sind an dem Tag ja
nur 400 Hoehenmeter....der erste Anstieg: die Laune wird
schlechter....Verdammt: 400 Hm netto koennen unterwegs ganz schoen fies
verteilt sein: zwei Stunden Treppen hoch, eine Stunde wieder runter (oh,
doch schon 20 Hm gewonnen...) oje, was mach ich da blos? Hab
eigentlich geglaubt, um meine Kondition stuende es so schlecht nicht... der
naechste (Moerder-)Anstieg: Scharnbecks Worte haemmern sich in meinen Kopf
und wollen mich nicht in Ruhe lassen!!! (kurze Erklaerung fuer alle, die
nicht Dominik Scharnbeck heissen: "So hosch s welle!"); naja:
Jammern hilft nicht....bei Anstieg Nr. drei denke ich nur noch voller
Bewunderung an.....das menschliche Kniegelenk! Ohne Witz: bei 15kg auf dem
Buckel lernt man es erst so richtig schaetzen ;-)Wetter immer noch
schlecht, aber Laune dafuer super, denn: Ankunft in JAGAT (1300 Hm), 7h 36
min.; leichter Muskelkater in den Schulten; ansonsten gluecklich; schlafe
selig ein mit dem Wissen, dass Tag Nr. 4 genauso sch....lecht werden soll.

Tag 4 (Do, 16.09.)

In der Frueh erst mal drei Liter Wasser gefiltert; macht Oberarme wie Anold.
Unterwegs erster Kontakt mit Maoisten: 1000 Rp. Wegzoll bezahlt und Rechnung
bekommen. Wanderzeit: 8h 2min, Ankunft in DHARAPANI (1860 (!) Hm) na, wenn
das mal kein gutes Omen ist ? Gestern war jedenfalls anstrengender
als heute; fuehl mich zwischenzeitich richtig fit und so, als ob ich echt
was geleistet haette; Daniel legt ein Hoellentempo vor!! Motivation, mich
dran zu haengen; Daniels Schrittlaenge ist echt der Hammer! Felix (Meikes
Freund) laeuft mit seinen Mega-Proportionen eh ausser Konkurrenz; Meike hat
einen winzigen super-leicht-Rucksack; ja ich weiss: klingt alles nach
Ausrede! Aber irgendwie muss ich doch erklaeren, dass ich schnitzelfertig
bin...der Abend wird voll lustig, weil der Besitzer unserer Lodge ein
ziemliches A.... ist, und wir deshalb beschliessen, uns ein wenig wie die
Israelis auf zu fuehren. (PS: israelische Touristen haben nicht unbedingt
den besten Ruf)

Tag 5 (Fr, 17.09.)

Meine Stoecke sing kaputt und ich muss mir die vom Felix ausleihen; Tempo an
diesem Tag: einfach nur krank...vor allem waehrend der Anstiege werden meine
Gedanken Daniel betreffend zunehmend unfreundlicher....nachmittags: endlich
mit BABS telefoniert und daraufhin: Stimmungshoch mit spontaner
Snickers-Attacke!! Nach 6h 2 min Ankunft in CHAME (2600 Hm). Anruf daheim
hat nicht geklappt, da Leitung tot :-(

Tag 6 (Sa, 18.09.)

Ankunft in PISANG (3140 Hm), Zeit: 5h 12min; war eine sehr einfache Etappe,
d.h. nur 1 Hoellenanstieg; Mittagspause direkt nach dem Anstieg war einfach
traumhaft! Tempo war heute normal, da Daniel kraenkelt und sogar seinen
Rucksack an Purna (unser Guide) abgeben musste. In vier Tagen komt der
Pass....

Tag 7 (So, 19.09.)

Zeit: 4h 32 min; Ankunft in MANANG (3540 Hm); war bisher die mit Abstand
einfachste und kuerzeste Etappe, da kein einziger fieser Anstieg! Wetter ein
Traum, morgen Ruhetag zur Akklimatisation; jaja, so langsam merkt man schon,
dass die Pumpe bei relativ wenig Anstregung relativ schnell schlaegt, bzw.
dass man sich aktiv aufs Atmen konzentrieren muss...unterwegs seit drei
Tagen die gleichen Leute getroffen (pendelt sich so langsam ein): zwei
Gruppen mega-beschissene Israelis, diverse nicht naeher bezeichnete
Einzelgaenger, und last but not least: Euan! Ein Schotte wie er im
Buche
steht: urgemuetlich und saunett!! Landschaftlich: gestern lauter Hanfpflanzen, heute eher wie in der Taiga: Waelder ueber Waelder, breite
Kieswege. Man haette "Herr der Ringe" auch problemlos in Nepal
drehen koennen, aber die Bewohner eignen sich eher fuer eine Zwergen- als
fuer eine Orc-Armee....Abends noch ein Tuborg ge-ext (relativ billig), was
sich mit Schweizer Roesti und Spiegelei nur bedingt gut kombinieren
laesst...


Tag 8 (Mo, 20.09.)

RUHETAG. Vormittags Ausflug zum nahegelegenen buddh. Kloster; war sehr
praechtig; dort von Moench eine Gluecksschnur umgehaengt bekommen. Selbige
schwimmt inzwischen leider irgendwo im Persischen Golf...
Nachmittags kleine Wanderung zum hiesigen Gletscher hoch: war nicht wirklich
lebensgefaehrlich, aber zugegebenermassen haette ich an zwei oder drei
Stellen ein Ausrutschen nicht ausprobieren wollen ;-)

Tag 9 (Di, 21.09.)

Der Aufstieg zum Pass beginnt...erstmal auf 4200 Hm, nach LETDAR. Laufzeit
4h 59 min. Wollte eigentlich duschen, aber das geht hier nur nach der
"Eimer-mit-(saukaltem)
Wasser-fuellen-und-drueberkippen-Methode"....Fairerweise muss man erwaehnen, dass man sich an das kalte Wasser recht schnell gewoehnt, denn
"lauwarmes Rinnsal" heisst auf Nepali-Englisch "Hot
Shower"!! Bei dieser Uebersetzung hatten doch bestimmt wieder die
Nepali-Aerzte ihre Finger im Spiel....Jedenfalls: hab mich fuers Stinken
entschieden. Sollen doch die anderen sehen, wie sie mit meinem Geruch
zurechtkommen. Nachmittags ein kurzes Schlaefchen mit Muetze und Schlafsack
(so langsam wirds kuehl hier oben), abends mit Euan und einem Aussie
gepokert.

Tag 10 (Mi, 22.09.)

Wetter zum zweiten Mal in Folge echt bescheiden: Nebel, Wolken,
Nullsicht....Israelis haben ihre Hosen getauscht (und auch noch falsch rum
angezogen....) die Nacht war echt kuschelig kalt, weil ich Depp gemeint hab,
eine lange U-Hose ist nur was fuer Frauenversteher. Aufstieg zum HIGH CAMP
(4700 Hm). So nach und nach kann ich meine konditionellen Vorteile
ausspielen (Strike!), die ich ohne die Trainingseinheiten mit
Daniel und Felix nie erreicht haette.....als es zum High Camp hoch geht,
kann ich unserem Porter noch folgen. Dazu ist folgendes zu sagen: Shamsher,
unser Traeger, ist ein 18-jaehriges Buerschchen mit der Figur von Brad Pitt
(nur garantiert ohne Silikon-Sixpack), dem die Hoehe nicht das Geringste
auszumachen scheint. Naja, dafuer ist er ja auch Nepali....aber es ist fuer
uns Hobby-Alpinisten trotzdem der Wahnsinn: federleicht und grazil, beladen
mit seinem eigenen Gepaeck sowie vier Schlafsaecken und einem
Verbandsmaterial-Beutel, schwebt er foermlich (in Turnschuhen!!) ueber jede
Schneeflocke hinweg, waehrend unsereins bei jedem Schritt keuchend
roechelnd (bei Stuerzen schon auch mal leise bis mittellaut fluchend)
froh ist, wenn er trotz HighTech Wanderschuhen noch unfallfrei einen
Fuss vor den anderen setzen kann...der Gipfel der Ironie: Shamsher ist
staendig am Pfeiffen und Singen, als wenn er uns sagen wollte, wie sehr er
sich doch ueber seine leichte Last freut! Die Jungs tragen normalerweise
naemlich bis zu 50kg und mehr!!!! Wir gehoeren dennoch zu der Spezies (im
Ggs. Zu den Israelis), die das meiste ihres Zeugs selber traegt; im uebrigen
sind wir der Meinung, dass das Verhaeltnis 4 Israelis : 5 Porter etwas
ueberzogen scheint.
Abends im High Camp noch eine Gruppe getroffen: Deutsche --> Bayern
--> Muenchner. Dann schaut mich der eine ganz komisch an und meint:
"Du warst doch vor vier Jahren in Werdau auf der
Rettungsdienst-Schule." Tja, was soll man dazu sagen: Markus
Wunderlich! So klein ist die Welt, dass man sich auf ueber 4000m auf dem
Dach der Welt trifft!

Tag 11 (Do, 23.09.)

GIPFELTAG. Mit dem Wetter hammermaessig Glueck gehabt: wolkenloser Himmel!!!
Aufstieg zum THORUNG LA (5416 Hm); nach ca. 2h (in denen ich Shamsher nicht
immer folgen konnte...) Ankunft auf dem Gipfel! Erst mal Bayernfahne
ausgepackt und zu den Gebetsfahnen gehaengt. Moment der Ankunft war
ueberwaeltigend! Um ein Haar haette sich meine feminine Seite durchgesetzt
und ich haett spontan einfach so losgeheult...aber ich konnt mich dann grade
nochmal am Riemen reissen. Wo kaemen wir denn hin, wenn jeder ueberall
einfach losflennt, wie er grad lustig ist!? Auf dem Gipfel coole Fotos
gemacht, dann den Abstieg ueber 1600 Hm in Angriff genommen: nach insg. 8h
40 min Ankunft in MUKTINATH (3800 Hm). Dort von einem Extrem ins andere: auf
dem Gipfel noch einen halben Meter Schnee, unten gute 20 Grad! Wollte dann
nach Hause telefonieren, aber das Rueckrufprinzip funktioniert halt selbst
in Nepal nicht, wenn irgend so eine Omme eine halbe Stunde das Telefon
belagert....wohlbemerkt waehrend (!) ich auf den Rueckruf warte! Was folgte
war die naechste Snickers-Attacke, aber diesmal aus Frust...Abends noch zwei
Sieger-Bier, war rechgt nett *hicks*

Tag 12 (Fr, 24.09.)

Nach 6h 44 min Ankunft in JOMSOM (2710 Hm); Wanderung durch die gigantische
Steinwueste im Flussbett des Kali-Gandaki; dabei vom Sandsturm fast umgeweht
worden...mittags den ersten Milkshake seit zwei Wochen!
Nachmittags-Telefonat mit Babs (ohne Rueckruf) verschlingt das Geld fuer
vier Tage....Plan B: fortan auf jedweden Luxusartikel wie Snickers etc.
verzichten! Treffen spaeter noch auf Euan und seinen Guide, die mir meine
Trinkflasche mitbringen!! War naemlich gestern von einer 40m hohen Bruecke
geplumpst; aber bis auf ein paar Dellen tiptop!

Tag 13 (Sa, 25.09.)

Ankunft in TUKUCHE (2590 Hm) nach 4h 3min. War der bislang gemuetlichste
Tag! Auf dem Weg dorthin haben wir Halt gemacht in Marpha: der Ort mit den
"besten" Aepfeln der Welt!! Naja, wir haben die Nepali-Meinung
nicht unbedingt geteilt, es sei denn, man steht auf schimmelnden Apfelkuchen
wie den vom Daniel....Danach kurze Stippvisite in einer Schnapsbrennerei,
ordentlich (trinkbare) Souvenirs eingekauft; in der Lodge ein bisschen
(unfreiwillig) an der Klospuelung rumgeschraubt, ansonsten nichts
aufregendes....

Tag 14 (So, 26.09.)

Ankunft in GHASA (ca. 2000 Hm), Zeit: 6h 7min. Sind untergebracht in einer
dezent nach Urin duftenden Lodge mit ungemuetlich vielen Leuten: eine
fuenfkoepfige Aussie-Fraktion, die Muenchner, zum Glueck war der Euan auch
noch da. Musste aus irgenwelchen Gruenden meinen Vorsatz mit den
Luxusartikeln leider sausen lassen. So ein Pech, aber wenns doch so gut
schmeckt!!

Tag 15 (Mo, 27.09.)

Ankunft in TATOPANI ("heisses Wasser") (1100 Hm); ist sehr
bekannt wegen seiner heissen Quellen. Nach 4h 23min gleich mal in eine
heisse Quelle gehuepft und konnte mich sogar vor den 10 Rupies Gebuehr
druecken! Hab dann zur Feier des Tages fuer alle eine Runde Snickers
geschmissen. Was bin ich doch grosszuegig ;-)

Tag 16 (Di, 28.09.)

Ankunft in GHOREPANI (2700 Hm) nach einer Wanderzeit von 7h 56 min. Hat aber
nur so lange gedauert, weil wir ueber eine Stunde aufs Mittagessen warten
mussten, was selbst fuer hiesige Verhaeltnisse unverschaemt lange ist. Wer
-wie ich...- geglaubt hatte, der anstrengende Teil sei mit dem
Gipfelsturm erledigt, wurde bereits am Vomittag eines Besseren belehrt: bei
einem schnuckeligen Anstieg ueber 1600 Hm brauchte ich soviel Zucker in Form
von Twix und Coke, dass ich echt froh war, meinen Luxusartikel-Vorsatz ueber
Bord geschmissen zu haben. Als wir dann in Ghorepani gelandet sind, hatte
ich grad noch soviel Energie uebrig, dass ich mich auf ein Volleyball-Match
mit
der Dorfjugend eingelassen hab; nur leider wurden meine Faehigkeiten weder
fuer Angriffsbemuehungen noch Aufbauspiel benoetigt, sodass ich zumeist in
die Rolle des Ballholers gedraengt wurde...Und wenn ich mal einen
Ballkontakt wollte, musste ich schon aufschlagen. Aber was solls, Spass hats
rotzdem gemacht!

Tag 17 (Mi. 29.09.)

Wieder mal schlechtes Wetter, was bedeutet, dass unswer Zwischenhoch am
Gipfel die absolute Ausnahme war. Aber sie kam wenigstens genau zur rechten
Zeit! Heut war die Tour so richtig rutschig-matschig, dass ich mich gleich
fuenf mal auf den Boden gesetzt hab. Oder besser: setzen musste...die
Aussies und Muenchner haben sich von uns verabschiedet, weil sie noch eine
andere kleine Tour dranhaengen (Zitat Felix: "richtich, wichtich,
POPichtich") , waehrend wir allesamt wieder froh sind, dass
wir die Tour unfallfrei hinter uns gebracht haben! Die Vorfreude auf Daheim
steigt ins Unermessliche!!
Bei einer Fotosession mit dem Titel "Helmut in der Blumenwiese"
(Helmut ist uebrigens mein Pluesch-Marienkaefer) kam ich auf die grossartige
Idee, mich in selbige hinein zu legen. Mit dem Ergebnis, dass wir erstmal
beschaeftigt waren, ca. 20 bis 30 Blutegel von meiner Hose zu
pfluecken...aber was tut man nicht alles fuer atemberaubende
Landschaftsaufnahmen ;-) Abends endlich nach 6h 45min Ankunft in
GHANDRUK (1950 Hm). Mussten uns in der Lodge noch masslos ueber 20 Japsen
aufregen, die kein gutes Licht auf ihr Herkunftsland geworfen
haben....Trotzdem war der letzte Trek-Abend sehr entspannend: Apfelmost und
Bier, das lob ich mir...dazu noch ein bisschen Gras, schoen ist
das.....(keine Sorge: wir haben nur probiert, denn wenn das Zeug schon
direkt vor der Haustuer waechst....das waer ja wie ein Oktoberfest-Besuch
ohne Bier)>


Tag 18 (Do, 30.09.)

Jetzt machen die Japaner auch noch die mega schwule Morgengymnastik...waer
wohl sinnvoller, sie wuerden ihre 3000 kg Gepaeck selber tragen. Der letzte
Tag im Kurzueberblick:
- Shamsher gibt mein "Sport-Hapfelmeier-T-Shirt" nicht mehr
her...das hatte ich ihm eigentlich nur gegeben, damit er beim Regen mal was
Trockenes anhat.
- Nach 3,5h gemuetlichen Trepp-Ab-Steigens zweistuendige Busfahrt von
NAYAPUL zurueck nach POKHARA
- Als erstes zu "Billy Bunter" (Best Restaurant in Town) und
"Spider Man II"; angeschaut

Freu mich riesig auf Daheim mit allem, was dazu gehoert, auf die Uni, die
Doktorarbeit (die ich leider nicht hier kaufen konnte...), und darauf, meine
Leute alle in spaetestens zwei Wochen wieder zu sehen!!

Thomas Schaller