Freitag, 1. August 2008

Famulaturbericht über 4 Wochen im Manipal-Hospital Pokhara

Wie ich gerade feststellen muss, ist es nicht gerade einfach, einen interessanten Famulaturbericht zu verfassen. Und das obwohl die Famulatur selbst wirklich sehr interessant war.

Somit beginne ich einfach mit einer kurzen Beschreibung der Klinik:
Bei dem Betreiber des Krankenhauses handelt es sich um einen indischen Konzern. Ja, dieser besitzt neben dieser Klinik auch noch irgendwelche Industrien und sonstige Dinge. Finanziert wird das Ganze vor allem durch die hohen Studiengebühren, die Studenten bezahlen müssen, um dort ihre Ausbildung zu erhalten. Dabei handelt es sich um ca. 30 000 €, was für einen Nepali nie erschwinglich ist. Somit studieren dort vorwiegend indische Studenten, wobei ich auch einen Nepali kennen gelernt habe, der ein staatliches und stattliches Stipendium bekommen hat.
Auch die Ärzte sind hauptsächlich Inder.
Der Direktor der Klinik legt sehr viel Wert auf Sauberkeit und ordentliche Arbeitsweise seines Personals, was zur Folge hat, dass es dort Gott sei Dank nicht so dreckig und unübersichtlich zu geht, wie in den staatlichen Krankenhäusern. Der Standard an Geräten und Behandlungsmethoden ist zwar nicht ganz mit unserer High-Tech-Medizin zu vergleichen, aber ich würde ihn doch als recht hoch einschätzen. Wer Geld hat bekommt alles – auch eine Strahlentherapie mit dem neuesten Siemensgerät aus Deutschland.
Wie überall müssen auch hier die Patienten ganz für die Kosten ihrer Behandlung aufkommen und diese ist doch etwas teurer, als im staatlichen Krankenhaus. Ein weiteres Problem stellt die indische Belegschaft dar, die sich erstens nicht so gut mit den Nepalesen verständigen kann und zweitens auch sehr herablassend zu diesen ist. Wie überall wird nicht sehr viel Wert auf die persönliche, miteinbeziehende Beziehung zum Patienten gelegt.
Was ich noch erwähnen sollte, ist das riesige Gebäude. Der Architekt hat zuvor anscheinend nur Hotels gebaut und genauso wirkt auch dieses Krankenhaus – Marmor, riesige Zimmer und eine richtige Eingangshalle. Es war sogar Schauplatz eines bekannten Kinofilms, den ich selbst gesehen habe. Hier eine kurze Werbeeinlage für das Nepalikino – sollte man gesehen haben.
Zu meiner Famulatur dort: Ich war 10 Tage auf der Gynäkologie und die restliche Zeit auf der Inneren.
Die Ärzte sind sehr nett und teilen ihr Wissen gerne, sind auch begeistert, wenn man sich interessiert zeigt. Mein Problem war anfangs die Sprache, da ich dem Indischenglisch nicht immer so schnell folgen konnte, wie es gesprochen wurde. Vor allem, wenn der Sprecher auch nebenbei noch seinen Mundschutz halb gegessen hat. Aber auch daran gewöhnt man sich mit der Zeit. Wenn möglich sollte man sein Nicht-Antworten auf etwaige Frage baldigst damit erklären, dass wir unsere Lektionen hier auf Deutsch lernen und es uns doch erhebliche Schwierigkeiten bereitet erstens die Frage zu verstehen, zweitens die Antwort zu wissen, drittens diese auf Englisch wieder zu geben. Vielleicht war es auch nur mein Problem, das will ich jetzt gar nicht abstreiten, aber ich denke anfangs müssen die mich für total besch.. gehalten haben, bis ich dieses Problem erläutert habe.
Was waren meine Aufgaben? Aufgaben an sich hatte ich eigentlich gar keine. Denn alles, was bei uns ein Famulant so tut, wie Blut abnehmen, Braunülen legen, Papierkram durch die Gegend tragen, das tun dort alles die Krankenschwestern. Diese sind laut meinen lieben deutschen Kollegen, vor allem Thomas Saur, leider nicht so hübsch, wie die im staatlichen Krankenhaus. Diese Tatsache war für mich jedoch nicht wirklich störend, zumal sie alle sehr nett sind.
Somit war ich meist damit beschäftigt abwechselnd auf Patient und in mein schlaues Buch zu sehen. Denn die Krankheiten sind schon sehr beeindruckend, vor allem aber sehr ausgeprägt, da der Nepali an sich ja erst recht spät in die Klinik kommt.
Ich habe also einiges über Malaria, Cholera, Typhus, COPD, Herzfehler und leider auch offene TB gelernt, die dort etwas anders gehandhabt wird, als bei uns – von wegen Isolation oder Mundschutz.
Auf der Gyn, ja da habe ich viele süßeste Babys gesehen und ihre Lage tastenderweise im Bauch bestimmt. Außerdem durfte ich auch kolposkopieren und Muttermünder beurteilen, natürlich nicht allein – aber immerhin. Leider gab es auch sehr viele Fehlgeburten bei zum Teil sehr jungen Mädchen.
Ich denke, wenn man sich interessiert und viel fragt, dann darf man auch viel tun und lernt eine Menge. Die Ärzte selbst sind auch sehr interessiert und man muss etwas vorsichtig sein, da man am liebsten von allem männlichen Studenten geheiratet werden will. Ich könnte mir ja jetzt einbilden, dass es an meiner Person lag, aber ich will realistisch sein – einfach die Tatsache aus Europa zu stammen reicht schon aus ;-)
Zusammenfassend lässt sich also zusammenfassen: Ich hatte viel Freude, habe sehr viele wertvolle, wenn auch nicht nur schöne Erfahrungen gemacht und viel gelernt obendrein. Was will man mehr.
Da bleibt nur noch ein wichtiges Detail zu erwähnen: Entgegen meiner anfänglichen Meinung für meine 100 Dollar würde ich die Zeit auch bestätigt bekommen, ohne immer da zu sein, war das gar nicht so einfach und ich musste feststellen, dass die etwas militärisch anmutende Chefin sehr genau wusste, wann ich wo war und wann nicht. Tja Schicksal könnte man böse sagen. Also schön brav sein!