Der Weg zu meiner Schule in Nepal schlängelt sich über eine Schotterpiste den Berg hinauf auf einen der vielen Hügel rund um Pokhara. Vier Wochen durfte ich in der Mahendra Secondary School in Gharmi Madans Heimatdorf, Erfahrungen sammeln. Auch beim Motorradfahren. Madan hatte während der Vorbereitung unserer Reise den Kontakt zu seiner ehemaligen Schule geknüpft.
Schule:
Das Schulgebäude liegt etwas abseits des Dorfes auf dem Rücken des Berges mit Blick auf Pokhara und die angrenzenden Täler.
Es ist ein kleiner Schulhof umrundet von einem u-förmigen Schulbau. Die Klassenzimmer betritt man alle aus dem Freien, es gibt keine innen liegenden Gänge. Jede Klasse besitzt ihr eigene Klassenzimmer. Die Schule besitzt auch kein fließend Wasser, weshalb auch alle sanitären Anlagen fehlen. Die Toilette befindet sich für alle Schüler und Lehrer hinter der Bauruine eines neuen Schulgebäudes, welches von den Japanern vor einigen Jahren begonnen, aber nie fertig gestellt wurde.
Alltag:
Details zum nepalesischen Schulsystem findet man auf der Seite der Govinda e.V.
Die Schule in Gharmi lehrt von der 5. bis zur 8. Klasse. Im Schnitt sind je 30 Schüler in einer
Klasse. Gelegentlich gibt es bis zu 36 Kinder in einer Klasse.
Das Lehrezimmer ist wie die Klassenzimmer sehr spärlich ausgestattet. Es wird zum Teil mit sehr veralteten Büchern unterrichtet, die allesamt (wahrscheinlich auf Grund des Klimas) aus dem Leim gegangen sind. In den Pausen wird von einem Lehrerkollegen für alle zusammen eine kleine Mahlzeit auf einem Kerosinkocher zubereitet. Meistens handelt es sich dabei um geröstete Kichererbsen mit einer sehr leckeren Gewürzmischung. Frisches Regenwasser gibt es aus einem Sammelgefäß zu trinken (was den Praktikanten wegen der Diarrhö nicht zu empfehlen ist).
Alle Lehrmittel dieser Schule passen in ein kleines Regal, was darauf schließen lässt, dass der Unterrichtsstoff meist nur durch sprachliche Erklärungen oder durch ein einfaches Tafelbild veranschaulicht werden muss. Somit findest in dieser Schule ein sehr stark lehrerzentrierter, frontaler Unterricht statt.
Hier gäbe es Ansätze für ausländische Praktikanten neue Unterrichtsformen, Veranschauungsmaterial und neue Methoden einzusetzen, um den Unterricht differenzierter und schüleraktivierender zu gestalten.
PC Projekt:
Während der Planung meines Praktikums in Nepal machte ich mir zusammen mit Madan Gedanken, was wir den Kinder als Geschenk aus Deutschland mitbringen könnten. Da in der heutigen Zeit das Grundwissen im Umgang mit EDV für ein erfolgreiches Berufsleben Vorraussetzung ist, entschieden wir uns, Computer für diese Schule aus Deutschland mitzubringen. Wir konnten die Möbel Mahler GmbH davon überzeugen, uns zwei PCs und ein Notebook zu überlassen, die die Schüler in Gharmi, Nepal erhalten sollten. Leider war es nicht möglich alle drei Geräte mit nach Nepal zu nehmen, in Frankfurt wurden die optimal in vier Pakete verpackten PCs von der Fluggesellschaft abgelehnt. Ich konnte das Notebook im Handgepäck mitführen. Die Mahendra Secondary School in Nepal ist nun stolzer Besitzer eines Notebooks, mit dem der Grundstein für die geplanten computer lessons an der Schule geplant sind. Momentan arbeiten wir daran die Pakete mit den restlichen beiden PCs nach Nepal zu schicken.
Während meines Praktikums gab ich erste Theoriestunden zum Thema Computer und die Lehrer bemühen sich nun dieses Thema in den Unterricht mit einzubeziehen.
Natürlich stellt sich die Frage des Nutzens für die Dorfkinder? Wir kamen durch unsere Erfahrungen in Nepal zu der Ansicht, dass der technische Fortschritt und der Einfluss der westlichen Kultur auf die Landbevölkerung unaufhaltsam fortschreitet, da die Jugend selbst unheimlich daran interessiert ist.
Wer in Nepal Kenntnisse im Umgang mit den Neuen Medien und dem Internet besitzt hat immens höhere Chancen auf eine gute Bildung als ohne. Er kann sich besser an weiterführenden Schulen oder führenden Konzernen auch über weite Strecken oder sogar im Ausland bewerben. Dies ermöglicht das Internet, das fast überall schon Einzug hält. Die einfachsten Berufe wie Porter oder Trekking Guide erhalten fast ausschließlich ihre neuen Aufträge per E-Mail und stehen direkt mit den Touristen im Ausland in Kontakt. (Über unsere Homepage kann man ebenfalls mit unseren Guides direkt in Kontakt treten our guides.) So wird auch der Ausbeutung durch Zwischenhändler vorgebeugt. Dies ist leider noch gang und gebe in Nepal.
Health Lesson:
Da unsere Gruppe aus 18 Medizinern und einem Lehramtsstudenten bestand, kamen wir während unseres Aufenthalts auf die Idee eine Gesundheitsstunde zu veranstalten. Miriam, Thomas, Daniel und Madan machten sich einen Tag mit mir auf den Weg und besuchten die Schule in Gharmi. Für die Kinder war es unheimlich interessant, erstens so viele Ausländer zu Besuch zu haben, und dann auch noch etwas praktisch ausprobieren zu dürfen. Hierzu ist es wichtig die medizinische Versorgung und das nepalesische Gesundheitssystem zu kennen (Famulaturen). In Nepal gibt es wirklich noch die `weißen Götter` die die Leute auf wundersame Weise heilen können. Die Menschen wissen fast nichts über medizinische Untersuchungsmethoden und Therapien.
Die Kinder sammelten alle Dinge in einer Tabelle an der Tafel die gut oder schlecht für die Gesundheit sind und durften anschließend noch mit mehreren Stethoskopen gegenseitig ihre Herztöne hören.
Klima:
Während ich in dieser Schule zu Gast war herrschte noch subtropisches Klima, das mir zu schaffen machte. Die Kleidung klebte mir den ganzen Tag am Leib und ich sah wohl so aus, als ob ich soeben aus der Dusche käme. Der kühlende Wind auf dieser Bergkuppe war wie ein Geschenk. In meiner Praktikumszeit kam es dazu, dass ein Teil der Außenmauer des Lehrerzimmers einstürzte und es von einheimischen Handwerkern wieder aufgebaut werden musste, nachdem die schwierige Finanzierung dieses Vorhabens einige Zeit in Anspruch nahm.
Hier werden die Bedingungen der räumlichen Gegebenheiten deutlich, unter denen unterrichtet werden muss.
Ich wurde von allen Lehrenden und Schülern äußerst nett und freundlich empfangen und es machte unheimlich Freude an dieser Schule in einer völlig anderen Kultur teilnehmen zu dürfen. Der Abschied, der natürlich einen ganzen Schultag zelebriert wurde (mit von den Schülern selbstverfassten Gedichten und Erzählungen und unheimlich viel und wunderschönem Blumenschmuck), fiel uns sehr schwer.
Zukunft:
In Zukunft wollen wir weiterhin Studenten an die Mahendra Secondary School in Gharmi bringen, die dort ihr Schulpraktikum absolvieren können. Sie erhalten alle ein Praktikumszeugnis, das in den meisten Fällen von PH oder Uni anerkannt wird. Bitte Näheres an der eigenen Hochschule erfragen.
Vielleicht wollt ihr selbst ein Praktikum in Nepal machen oder ihr habt fragen zu diesem Praktikum, dann meldet euch einfach bei uns. Entweder bei unserem Organisator Madan oder bei mir.
Markus Tuffentsammer